Eine Lesung mit dem Künstlerehepaar Rosenthal

Einigen von Ihnen, liebe Leser*innen, kommt der Name Rosenthal wahrscheinlich bekannt vor. Und richtig, unter dem Titel Und morgen male ich wieder Blumen ist in den Räumen des Stadtteiltreffs Gonsenheim noch bis zum 15. September eine Ausstellung mit Bildern von Kurt und Christine Rosenthal zu sehen und der/die eine oder andere von Ihnen hat sie bestimmt schon angeschaut. 

Lesung RosenthalUnd quasi angelehnt an diese Ausstellung gab es am 5. Juli vor dem Stadtteiltreff eine sehr gelungene Veranstaltung: Die Rosenthals lasen aus Christine Rosenthals Buch Mit Oma Rosa durchs Universum und die etwa 35 Zuhörer*innen, die an diesem schönen Sommerabend den Weg hierher gefunden hatten, lauschten gebannt der Geschichte um Oma Rosa und ihren Enkel Niko. 

Der zehnjährige Niko versteht sich blendend mit seiner Oma, die beiden unternehmen vieles gemeinsam, sie kochen, malen, gehen zusammen auf Entdeckungsreisen, tun all diese Dinge, wozu den berufstätigen Eltern die Zeit fehlt. Umso schlimmer ist es für den Jungen, als seine Großmutter stirbt. Doch ein geheimnisvoller Bernstein und ein Zauberspruch ermöglichen es Niko, mit seiner geliebten Oma im Jenseits Kontakt aufzunehmen. Diese berichtet ihm, wie gut es ihr gehe und sie lädt ihn ein, sie im Jenseits zu besuchen und mit ihr im Universum herum zu fliegen. Und sie bittet ihn, eine Wunschliste zu schreiben, was er gerne alles wissen und kennenlernen möchte, welche Persönlichkeiten aus vergangenen Zeiten und der Gegenwart, welche Welten, welche Zeitalter …! Die Geschichten in diesem Buch sind teilweise autobiografisch, wechseln zwischen Realität und Fiktion, sind mal heiter, mal traurig, aber immer authentisch.

Ein weiterer Gesprächspartner bei der Lesung war Philipp Münch, ein bekannter Mainzer Zeitzeuge der Bombennächte des 2. Weltkriegs. Es war schon sehr beeindruckend, wie er da vor dem Stadtteiltreff saß und den Zuhörer*innen sehr bildhaft berichtete, wie es nach diesen Nächten damals in Mainz aussah und was er gesehen und erlebt hat. So erzählte er zum Beispiel, dass zwei jüdische Schulkameraden von heute auf morgen nicht mehr da waren. Und eigentlich wussten alle, was geschehen war, aber es wurde kollektiv geschwiegen. Und er spricht auch davon, wie sehr ihn die Fernsehbilder und die aktuelle Berichterstattung über den Krieg in der Ukraine belasten. Mit Philipp Münch und seinen bekannten Bildern des zerstörten Mainz wird es im Stadtteiltreff vermutlich in der 2.Jahreshälfte eine Veranstaltung geben. 

Eine Zuhörerin, die als 6-jähriges Kind die Mainzer Bombennächte erlebt hatte, berichtete ebenfalls von ihren fragmentarischen, grausamen Erinnerungen an diesen Krieg. Das waren Momente, da ging die Veranstaltung schon ziemlich unter die Haut und sie war – wie auch schon die Ausstellung der Rosenthals – ein Appell gegen jegliche Kriege und Diktaturen in der Welt.  (UB/hes)

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