Neue Fotoausstellung im Stadtteiltreff Gonsenheim von Roman Hirsch ist eröffnet

Seit über 15 Jahren ist der Gonsenheimer Roman Hirsch fotografisch unterwegs. Nachdem er die ersten Fotografien von verlassenen und aufgegebenen Industrieanlagen, Krankenhäusern und Bunkern bewusst wahrgenommen hat, war er ziemlich schnell gefangen in dieser Faszination.
Um diese „Faszination der Vergänglichkeit“ geht es in der neuesten Fotoausstellung von ihm, die am 31.10.2023 im Stadtteiltreff eröffnet wurde.

 

Roman HirschAls Urban Explorer, wie man Fotografen auf der Suche nach verlassenen Orten nennt, war Hirsch zunächst in der näheren Umgebung unterwegs und fotografierte unter anderem in Kelsterbach und in Bad Schwalbach in einem leeren Schwimmbad. Aus seiner Pfadfinderzeit war ihm ein Bunker der Bundeswehr in Lorch bekannt. Durch geschicktes Ausspielen der Verantwortlichen erhielt er sozusagen einen Exklusivzugang zum Bunker. Nach und nach weitete sich der Aktionsradius aus, so entstanden zum Beispiel noch Aufnahmen auf einem Autofriedhof in Belgien und in den Bunkern der Maginot-Linie im Elsass.
Ab 2009 arbeitete und lebte der studierte Chemiker Roman Hirsch für acht Jahre in den USA im Bundesstaat New Jersey. In seiner Freizeit hat er in seiner neuen Heimat und den angrenzenden Bundesstaaten New York und Pennsylvania unzählige weitere „lost places“ erkundet.

Nach eigenen Worten Hirschs besteht die Faszination diese verlorenen Orte aufzusuchen darin, sich auf den Spuren früherer menschlicher Aktivitäten und Unternehmungen zu bewegen, und dabei auf zurück gelassene Ausrüstung und Maschinen oder Trivialitäten – die kleinen Details, wie zurück gelassene Schuhe, Bücher, usw. – zu stoßen. Dabei entfaltet sich oft Geschichte im Kleinen, dafür aber live und in Farbe.

Noch interessanter macht die Ausstellung eine Broschüre, in der man sich zu jedem ausgestellten Exponat belesen kann. Darin erhält man detaillierte Informationen zum fotografierten Objekt und dem Aufnahmeort. Die Motive konservieren jeweils eine andere Geschichte und dokumentieren somit die Vergänglichkeit.
Besonders beeindruckend sind die Fotos, die in einer riesigen, verlassenen, psychiatrischen Einrichtung im Staat New York aufgenommen wurden.
Zu lesen ist, dass solche Anlagen besonders interessant für Urban Explorer sind, da die großen Komplexe über 80 Gebäude umfassten und diese durch Tunnel miteinander verbunden waren und die Anlage komplett auf Selbstversorgung inkl. Kraftwerk, Bauernhof, Bäckerei und Bowlingbahnen ausgelegt war.

Hirsch erzählt auch, dass, während die meisten Objekte immer mehr verfallen und schließlich verschwinden, es auch für einige Gebäude ein „Happy End“ gibt, so wie bei Foto Nr. 45 „Stuhpel“, welches im Landsdowne Theatre, Pennsylvania aufgenommen wurde. Eröffnet 1927 als Kino und Bühne, wurde aber 1987 aufgrund von Renovierungsbedarf nach einem Brand und Geldmangel aufgegeben. Im gleichen Jahr wurde es dann in das National Register of Historic Places aufgenommen. Mittlerweile wurden von einem Verein die für eine Renovierung erforderlichen Mittel gesichert, um das alte Theater in den nächsten Jahren in neuem Glanz erscheinen zu lassen.

Inzwischen hat sich Roman Hirsch fotografisch weiterentwickelt und macht u.a. auch Nachtaufnahmen, Portraits und Partyfotos. Man kann ihn auch privat buchen. Seine Passion gilt aber nach wie vor den „lost Places“, auch wenn es immer schwieriger wird, diese Orte zu finden, und der Zugang zu ihnen immer schwieriger wird.
Ganz oben auf seiner Motiv Wunschliste der „verlorenen Orte“ stehen das ehemals sowjetische Kernkraftwerk Tschernobyl und Fukushima.

(UBa)

 

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