Ist die Flüchtlingsunterkunft auf die 150 ukrainischen Geflüchteten vorbereitet?
Ein Jahr ist es her, dass der Mainzer Flüchtlingsrat mit der Kampagne „Totalausfall“ freies Internet in allen Mainzer Gemeinschaftsunterkünften gefordert hatte. Seitdem wurde viel geredet, monatliche Treffen mit der Flüchtlingskoordination der Stadt, viele gemeinsame Ideen konnten hier angestoßen werden. Zum Beispiel die Impfaktionen in den Unterkünften oder die Anschaffung von Luftfiltern für die Gemeinschaftsräume waren Ideen aus diesen Gesprächen. Und an manchen Orten gibt es mittlerweile auch freies W-Lan, in der Housing Area leider immer noch nicht. Ein Jahr danach. Die politische Arbeit im Flüchtlingsrat ist zermürbend und anstrengend, aber notwendiger denn je.
Auch mit Politikern und dem Sozialdezernenten gab es Gespräche, zum Beispiel darüber, warum Geflüchtete auf ihre Termine bei der Ausländerbehörde zur Verlängerung des Aufenthaltstitels monatelang warten müssen. Die Stadt weist auf die seit Jahren bestehenden Personalprobleme in diesem Bereich hin. Trotz Biontec-Millionen, aber der Arbeitsbereich sei einfach zu unattraktiv. Aus Sicht des Flüchtlingsrates muss man dann eben über die Bewertung der Stellen sprechen, die Tätigkeit ist anspruchsvoll und muss besser vergütet werden.
Mit einem Personalschlüssel von 1 Sozialarbeiter*in zu 100 Geflüchteten stattet die Stadt die Träger wie Juvente oder Malteser aus, die die Begleitung der Menschen übernehmen sollen. Das ist zu wenig, wie will man da eine gute Begleitung der Menschen gewährleisten. Noch nicht einmal 10 qm stehen jedem Geflüchteten zur Verfügung. Wollten wir so leben?
Auch viele Syrer, Afghanen und andere Menschen, die bei uns angekommen sind, warten noch auf Unterstützung, auf eine Wohnung, auf ihren Sprachkurs, ihren Interview-Termin im Asylverfahren. Und nun kommen die Menschen aus der Ukraine dazu. Gerade mal 4 Sachbearbeiter sollen alle neuen Grundsicherungsanträge bewerkstelligen, das ist zu wenig. Die Stadt muss mehr tun, um allen Menschen, die vor Krieg zu uns geflohen sind, eine würdige Heimat auf Zeit oder für immer zu ermöglichen.
Es braucht Vernetzung, Austausch, Begleitung der Menschen, dafür muss die Stadt mehr tun. Danke an die Akteure, die diese wichtige Arbeit leisten! (hes)