OB-Kandidaten betonen die wichtige Rolle von Stadtteil- und  Gemeinwesenarbeit in der Stadt 

Zur Podiumsdiskussion mit den OB-Kandidat:innen hatten der Stadtteiltreff Gonsenheim gemeinsam mit dem „Katzenberg-Treff“ und dem Mehrgenerationenhaus in Finthen sowie dem Caritaszentrum St- Rochus in Mombach am vergangenen Freitag eingeladen. 

Es herrschte großer Andrang, rund 100 interessierte Bürger kamen zur Veranstaltung in die Räumlichkeiten der Turngemeinde Mainz-Gonsenheim, die für die vielen Interessierten fast zu klein wurde. Die beteiligten Einrichtungen sammelten zuvor Themen von den Bürger:innen, auch am Abend selbst gab es Raum für Fragen. Die Moderatoren, Stephan Hesping vom Stadtteiltreff Gonsenheim sowie Noemi Barrawasser vom Caritas-Zentrum in Mombach stellten den Kandidat:innen kritische und  spannende Fragen zu Digitalisierung, Bildung, Sprache, Wohnen, Mobilität und Nachhaltigkeit.

Bei der Entwicklung eines städtischen Radwegenetzes sollte man sich laut Christian Viering das Know How der Bürger zunutze machen. Manuela Matz betont, dass die Stadt nicht nur auf den Fahrradverkehr alleine schauen sollte, es brauche ein ideologiefreies Gesamtverkehrskonzept, dass alle Verkehrsteilnehmer einschließt. Dazu gehört auch ein Ein-Euro-Ticket für Mainz. 

Mareike von Jungenfeld sieht einen zentralen Schwerpunkt beim bezahlbaren Wohnen und im sozialen Wohnungsbau. In den nächsten Jahren sollen 9000 neue Wohnungen primär als Geschosswohnungen in Mainz gebaut werden. Martin Malcherek kritisiert die Privatisierung von öffentlichen Wohnungen in der Vergangenheit und betont, dass es wichtig sei, dass die Stadt Wohnungen kaufe, da Wohnen ein Grundbedürfnis sei. Hierzu brauche es in den Stadtteilen auch die Begleitung von Stadtteileinrichtungen, die Gemeinwesenarbeit leisten. Stadtteil- und Gemeinwesenarbeit ist laut Nino Haase auch in den Stadtteilen wichtig, in denen sie bisher nicht vorhanden ist. Man könne eine positive Entwicklung erkennen, wo Stadtteilarbeit tätig sei. Investitionen in Gemeinwesenarbeit lohnen sich daher. Stephan Hesping ergänzt, dass für alle Stadtteiltreffs gleichzeitig eine jährliche Dynamisierung ihrer städtischen Zuschüsse wichtig sei, um die Arbeit angesichts steigender Kosten für die Menschen vor Ort kontinuierlich weiterführen zu können. Für Mareike von Jungenfeld war man in Gemeinwesen- und Stadtteilarbeit zu lange zu restriktiv, jetzt solle man diesen Bereich finanziell weiterentwickeln. Begegnungsorte sollten in allen Stadtteilen initiiert werden. Die Stadtteileinrichtungen seien bereits jetzt dafür prädestinierte  Lernorte. Stadtteilarbeit ist auch für Manuela Matz wichtig, um mehr Chancengleichheit für benachteiligte Jugendliche zu erzielen, jeder Euro sei hier gut investiert. Es braucht aus ihrer Sicht noch mehr Einrichtungen, die Kindern und Jugendlichen Hilfestellung geben. 

Zum Thema Bildung betont Christian Viering, dass die Frage nach Kitaplätzen zentral sei. Je früher von Armut betroffene Kinder in die Kita kämen, desto besser. Aktuell sei nur ein Jahr Kita garantierbar. Dies ist jedoch für ihn eine zentrale Frage von Bildungsgerechtigkeit. Perspektivisch sollten jedem Kind mindestens 2 Jahre Kita garantiert werden. Auch für Marc Engelmann ist Chancengerechtigkeit bereits in der Kita wichtig. Mareike von Jungenfeld setzt sich für ein kostenfreies Mittagessen in den Kitas ein. Laut Nino Haase sind es die Bereiche Kita- und Pflegesituation, in denen es am meisten „brennt“. Den zu geringen Ausbildungszahlen in den Bereichen Kita, Pflege und Handwerk soll laut Haase mit der Förderung durch eine Stiftung begegnet werden. Die Stadt Mainz soll so wieder zu einem attraktiven Arbeitgeber gemacht werden. 

Für Christian Viering sind die Bekämpfung der Klimakrise und der Zusammenhalt der Gesellschaft die zwei wichtigsten Herausforderungen, niemand solle zurückgelassen werden. Marc Engemann ist es wichtig, nachhaltig in den Klimaschutz zu investieren. Außerdem soll die Stadt auch in 30 Jahren noch einen ausgeglichenen Haushalt haben.  

Für Nino Haase sind der Fachkräftemangel und die Modernisierung der Verwaltung die wichtigsten Themen. Das Amt des Oberbürgermeisters sei kein politisches Amt, sondern man organisiere eine funktionierende Verwaltung und sorge für die Personalgewinnung. 

Auch an die Menschen zu denken, die nicht so viel haben, Jugendsozialarbeit, Kinder und Familien zu stärken, sind Themen von Martin Malcherek. 

Andreas Blum vom „Katzenberg-Treff“ in Finthen legte beim Thema Digitalisierung Wert darauf, auch die persönliche Vorsprache in Behörden nicht zu vergessen, sowie vom Wunsch nach einfacher Sprache bei Behördenformularen. Annica Haryono vom Mehrgenerationenhaus in Finthen berichtete von der Angst von Menschen vor auslaufenden Mietpreisbindungen und langen Wartezeiten auf Kita-Plätze. Jonah Schröder vom Stadtteiltreff Gonsenheim ergänzte den Wunsch, dass Grünflächen erhalten oder gefördert werden, um das städtische Klima zu verbessern. 

In den verschiedenen Stadtteileinrichtungen wurde außerdem der Wunsch geäußert, dass es weitere Anlaufstellen in Mainz für Allgemeine Lebensberatung geben sollte. 

Die gut moderierte Veranstaltung bot Raum für einen abwechslungsreichen Austausch zwischen Bürgern und Kandidaten. Es gibt also viel für den künftigen Oberbürgermeister oder die Oberbürgermeisterin zu tun. (Andreas Blum)

Wir haben auch eine neue Fotogalerie zu der Veranstaltung. Hier geht‘s zur Galerie.

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