25Kinder, Kinder, wie die Zeit vergeht … hat man sich schon oft gedacht, Grund genug, in der Vergangenheit zu stöbern. Was ist in den Jahren nicht alles passiert. Länder sind entstanden, andere untergegangen, eine neue Währung, das Friedensmodell EU ist gewachsen und hat so manche Krise überstanden, trotzdem sind wir von Kriegen nicht verschont geblieben, eine Seuche hat zigtausende Todesopfer gefordert und eine Nazipartei sitzt wieder im Bundestag. – Und was ist aus unserem geliebten Stadtteiltreff geworden?

Wie kam der Stadtteiltreff nach Gonsenheim?
Die Anfänge des Stadtteiltreffs liegen erstaunlicherweise nicht in Gonsenheim, sondern auf der Ingelheimer Aue. Das Industriegebiet liegt direkt am Rhein und beginnt hinter der Kaiserbrücke in der Mainzer Neustadt: Containerhafen, Kraftwerke Mainz-Wiesbaden sind dort zu finden. Inmitten des Industriegebietes lag das abgelegene Wohngebiet „Alte Allee“. Sechs hübsche, alte Backsteinhäuser, ehemalige Arbeiterwohnungen auf der Ingelheimer Aue. Vor 25 Jahren waren es noch Sozialwohnungen der Stadt Mainz. Im Haus Nummer 12 befand sich der „Treffpunkt Alte Allee“. Alle Bewohner der Straße und auch aus umliegenden Hinterhof-Wohnungen fanden hier Unterstützung und Kontaktmöglichkeit. Es gab Gruppenangebote und die Beratung einzelner Bewohner in allen Lebenslagen.
Eigentlich alles wie im heutigen Stadtteiltreff Gonsenheim – nur eben kleiner. Denn in der Straße „Alte Allee“ lebten damals etwa 130 Bewohner in 40 kleinen Wohnungen. Träger der Einrichtung war die „Gesellschaft zur Förderung der Frühen Hilfe für das mehrfach behinderte Kind e.V.“. Ein sehr sperriger Name! 1997 standen große Umwälzungen an. Die Häuser waren an die KMW verkauft und der Abriss stand an. Es wurde Platz für den Neubau des Kraftwerkes Mainz-Wiesbaden gebraucht. Innerhalb eines Jahres musste der Umzug aller Familien in andere Wohnbau-Wohnungen, verstreut über das gesamte Mainzer Stadtgebiet, begleitet werden.
Zu diesem Zeitpunkt kam der damalige Sozialdezernent Willy Abts auf die gute Idee ob der Verein in Gonsenheim ein neues Projekt zu starten. Nach einigen Überlegungen war es dann beschlossene Sache. Der „Verein zur Förderung der Frühen Hilfe“ begann mit dem Stadtteiltreff Elsa-Brändström-Straße. Die Übergänge waren dabei fließend. Zwei Mitarbeiter starteten zunächst stundenweise im Keller der nachverdichteten, neuen Häuser Elsa-Brändström-Straße 53. Die Arbeit im Stadtteiltreff konnte beginnen.

Und immer wieder Finanzkrisen
Die 25-jährige Geschichte des Stadtteiltreffs Gonsenheim ist auch eine Geschichte von immer wiederkehrenden großen und kleinen Finanzkrisen. Colette Smeraldy, die hauptamtliche Kollegin, die schon von Anfang an dabei ist, würde sagen: alle sieben Jahre ein großes Finanzloch, dazwischen auch immer noch ein mittleres.
Unsere Vereinsgründerin und Ehrenvorsitzende Annabell von Johnston hatte ihr Engagement in der Elsa-Brändström-Straße von vorne herein auf fünf Jahre befristet. Die heutige Ministerpräsidentin Malu Dreyer, war damals als ganz frisch gewählte Sozialdezernentin zu Besuch im Stadtteiltreff, um mit den Mitarbeitenden das Problem zu erörtern. Mit einem fantasievollen Tortendiagramm über eine mögliche Absicherung der Finanzierung gingen wir in das Gespräch. Am Ende kam alles ein bisschen anders, als wir es uns ausgedacht hatten, aber der Stadtteiltreff überlebte seine erste große Finanzkrise, auch mithilfe eben jener Sozialdezernentin. Die Wohnbau Mainz hatte sich mit einem nicht unerheblichen Beitrag an der Finanzierung beteiligt. Allerdings geriet die Wohnbau Mainz nach etwa sieben Jahren selbst in schwieriges Fahrwasser. Und der Stadtteiltreff geriet alle paar Jahre immer wieder in ein finanzielles Loch. Konnte aber immer wieder gerettet werden, weil die engagierten Mitglieder mit phantasievollen Aktionen die Situation retteten.
Der Stadtteiltreff wuchs, räumlich und mit seinem Angebot, dank auch vieler Gonsenheimer Bürger*innen und Firmen, die kräftig spendeten. Das Musikprojekt, die Hausaufgabenhilfe, der Brotkorb und das umfangreiche Beratungsangebot entstanden.
Die Professionalisierung der Gemeinwesenarbeit machte sich immer dann positiv bemerkbar, wenn es am nötigsten war. So 2015, als Tausende Flüchtlinge vor der Tür standen, oder 2020, als Corona über uns hereinbrach. Der Brotkorb Gonsenheim war die einzige Lebensmittelhilfe, die ihre Kunden ohne Unterbrechung versorgen konnte.
Außerdem wurden Hilfen und Beratungen angepasst, um dann noch 5 Sonderimpfaktionen zu organisieren, deren Warteschlange bis zur Bushaltestelle „Am Sportfeld“ reichte.

Weitere Literatur
Der Platz reicht bei weitem nicht aus. Wer noch mehr wissen möchte, dem empfehlen wir die neue Broschüre mit Chronik zum Jubiläum, die Broschüre „Corona 2.0“ und den Katalog „Auf Sand gebaut“. Alles kostenlos zum Download auf unserer Homepage.

Siehe auch unseren neuen Clip.

(Beate Klein / Hes / TB)

 

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