Aktive und Mitarbeiter*innen des Stadtteiltreffs sind fassungslos und traurig

„Ich bin mal zwei Wochen nicht dabei, ich muss mich mal durchchecken lassen“ waren ihre Worte, als sie uns erklärte, dass sie zwei Wochen nicht im Café des Stadtteiltreffs ihren Dienst tun kann. Dann kam die schreckliche Diagnose Krebs, kurz darauf die Nachricht, dass es lebensbedrohlich ist, dann ihre Entscheidung, keine Behandlungsversuche mehr zu unternehmen und ins Hospiz zu gehen. Fünf Tage war sie dort, bevor sie von ihrem schweren Leiden erlöst wurde. Es ging alles viel zu schnell, um sich von ihr zu verabschieden. Christa Zerbe wurde aus dem Leben gerissen und so viele Menschen im Stadtteiltreff tragen schwer daran.„Es ist, als wäre sie hier“, sagte eine Ehrenamtliche zu mir, als wir am Tag des Nachbarn an der Theke im Café standen. Ich glaube fest daran, dass sie da ist, dass sie eine schützende Hand und ein wachendes Auge hat auf ihren Stadtteiltreff, in dem sie mehr als 10 Jahre die gute Seele des Hauses war. Immer optimistisch mit den Worten „Ein bisschen was geht immer“ und immer wertschätzend jedem Besucher und jeder Besucherin gegenüber. Es war ein alter Jugendtraum, ein Café zu betreiben, wurde uns von den Kindern am Tag der Beisetzung erzählt. Im Stadtteiltreff hat sie ihn sich nach ihrem Berufsleben als Krankenschwester erfüllt. Sie war ein Segen für uns und die Einrichtung, war ein Segen für alle.

Bei der Beisetzung gab es Musik von Sting – sie hat die Musik geliebt und war auf zahlreichen Konzerten. Eine einfühlsame Seelsorgerin, die sie in ihren letzten Tagen kennengelernt hat, fand die richtigen Worte. Jahrgang 45, Nachkriegsgeneration. Ihre Familie, für die sie ihr Leben lang da war, ihr Beruf, aber auch die Hobbys, das Reisen und natürlich das Mainzer Open Ohr Festival, dem sie viele Jahre treu war. Treu, das war sie! Christa hat ihr Leben lang nichts einfach hingeschmissen, auch wenn der Wind rau war und von vorne kam. Und auch ihre Zeit im Stadtteiltreff kam zur Sprache und dass die Arbeit bei uns ihr Denken nochmal stark geprägt und verändert hat. Und da möchte ich ganz nach vorne stellen ihre Haltung, dass jeder Mensch einen respektvollen, wertschätzenden Umgang verdient hat, unbedingt und in jeder Begegnung, dafür stand sie.

Und ihr Pragmatismus. Mach die Dinge einfach, mach sie Schritt für Schritt, was nicht geht, muss warten, aber einen kleinen Schritt kann man immer gehen. Wer die Arbeit nicht angeht, der wird auch nicht fertig. Und dann hat sie die Leute aus der Küche rausgeschmissen, die ihr in den Füßen rumstanden und hat getan, was getan werden musste. All die Veranstaltungen, Konzerte, Ausstellungen, Feiern, die Wahlen, die regelmäßig bei uns stattfinden. Morgens war Christa da und hat aufgeschlossen und am Abend war sie oft die Letzte. Und dann hat sie gesagt: „So, jetzt rauchen wir noch ’ne Zigarette und dann ist Feierabend.“

Ihre Tochter Anja, die sie einst mit uns in Kontakt gebracht hatte, wischte die Platte des Urnengrabes erst noch mal ordentlich ab, bevor sie das Bild von Christa aufklebte. Ein starkes Bild für mich, denn wie oft war Christa die mit dem Putzlappen in der Hand. Dann fand sie schöne Segensworte für die wenigen Gäste, die an der Beisetzung teilnehmen durften. Und die Worte von Christas Sohn Markus im Wanderheim waren tröstlich, Christa hatte ihren Frieden damit gemacht, gehen zu müssen, auch wenn es nicht einfach war. Aber in den Tagen vor ihrem Tod war ihre Entschlusskraft wieder da. Sie hat die Dinge geregelt, die zu regeln waren und klare Ansage, was sie nicht mehr interessierte. „Es ist, wie es ist“ hat sie oft zu mir gesagt. Das Leben zu akzeptieren, wie es kommt – noch so was, was man lernen kann von ihr. Danke Christa. Für jeden Tag, den Du bei uns warst! (Hes)

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