Stadtteiltreff beantragt Gedenkstele für die Hingerichteten im 3. Reich
Schon vor dem Zusammentreffen der Arbeitsgruppe „50 Jahre Hochhäuser in der Elsa-Brändström-Straße“ war bekannt, dass sich auf dem Gelände der Hochhäuser früher eine Schießanlage für militärische Zwecke befand. Man wusste auch, dass hier während des Dritten Reiches Hinrichtungen stattfanden. Dr. Helmut Hochgesand hatte bereits eine Liste mit den Namen der Hingerichteten erstellt. Diese Liste basierte auf einer Auswertung der Gonsenheimer Sterbebücher, in denen akribisch alle Verstorbenen mit Adresse, Wohnort, Familienstand und Todesursache aufgeführt sind.
So waren auch 13 Männer verzeichnet, bei denen es hieß: hingerichtet, Schießstand Nummer sechs. 12 der Urteile wurden vom Feldgericht gefällt. Daraus lässt sich schließen, dass es sich ausschließlich um Militärangehörige handelte und die Urteile ohne rechtsstaatliches Verfahren erfolgten. Dies wiederum widersprach der Hagener Landkriegsordnung und stellte somit eine Unrechtshandlung dar. Solche Informationen und allein die Tatsache, dass an diesem Ort, wo heute tausende Menschen leben, für eine verschrobene Ideologie Menschen sterben mussten, waren für uns Grund genug, dem Thema einen besonderen Platz einzuräumen. Schnell war auch die Idee geboren, im Bereich der heutigen Elsa-Brändström-Straße einen Ort des Gedenkens zu schaffen. Wichtig für die Bewohner und auch für nachfolgende Generationen sollte die Information, was hier einmal war, von großer Bedeutung sein. Mit dem Gedenken an die Opfer geht die Bewusstseinsbildung einher, um solche Schandtaten in Zukunft zu verhindern. Es gab dann noch das dreizehnte Opfer, einen polnischen Zwangsarbeiter, der hingerichtet wurde, weil er eine deutsche Magd „getätschelt“ haben soll. Diese Hinrichtung diente der Abschreckung. Als Hinrichtungsmethode war das Aufhängen vorgesehen, das war die eher abschneidende Hinrichtungsmethode, also eine Demütigung bis zum Tode.
Der Stadtteiltreff hat bei der Stadt Mainz einen Antrag auf Errichtung eines Gedenksteins gestellt. Als Standort schlagen wir den Platz zwischen Kiosk und Imbiss vor, direkt an der Bushaltestelle vor dem Gebüsch. Mit einer Fotomontage haben wir das Aussehen simuliert und auch einen Textvorschlag eingereicht. Unser Anliegen wird von vielen Institutionen unterstützt. Um die Finanzierung müssen wir uns kümmern, wenn wir einen positiven Bescheid von der Stadt bekommen. Das Gesamtvolumen des Projektes wird sich auf ca. 3500-4500 € belaufen. Gonsenheimer Bürger*innen und Bürger sowie Firmen können sich schon jetzt beim Stadtteiltreff Gonsenheim als Spender registrieren lassen. Mit der Entscheidung der Stadt wird auch die Finanzierungssumme feststehen.
(TB)